Ausflug nach Ulm 2018

Ziel unseres Jahresausflugs war Ulm. In Zwiefalten gab es eine böse Überraschung. Die Klosterkirche ist ab Mai 2018 für mindestens 1 Jahr Baustelle und nicht zu besichtigen. So musste ohne den Segen des Gnadenbildes der Gottesmutter die Fahrt fortgesetzt werden.
In Blaubeuren drohte der Blautopf durch die starke Wasserschüttung der Karstquelle in Folge des Starkregens der letzten Tage über zulaufen.
Die Farbe des Wassers machte dem Namen Blautopf keine Ehre, sie war eher schmutzig braun. Vielleicht kam auch gemäß der Sage von Eduard Mörike gerade der Donaunix vom Schwarzen Meer hoch geschwommen und hat die schöne Lau, die in den Blautopf verbannt war, von ihrem Fluch befreit.
Die Gegend um Blaubeuren, Schelklingen und Ulm sind kulturhistorisch von besonderer Bedeutung.
So wurde hier die älteste, aus Elfenbein geschnitzte Flöte der Welt gefunden. Auch die älteste figürliche Darstellung des Menschen, die Venus vom Hohle Fels sowie der Löwenmensch stammen aus dieser Gegend, sie sind ca. 42000 Jahre alt.
Das Kloster Blaubeuren wurde vom Bildersturm es Reformationszeit verschont. Seit 450 Jahren ist sie evangelische Schule und Internat. Die Kirche und der Kreuzgang im gotischen Baustil mit Kräutergarten lässt einen noch die Atmosphäre eines Klosterlebens erahnen.

Weiter ging die Fahrt nach Ulm, zunächst ins Fischer- und Gerberviertel und an die idyllische Mündung der Blau in die Donau. Dort ließen wir uns kulinarisch verwöhnen um dann über Ulms neue Mitte mit Rathaus, Bibliothek, Schwörhaus und neuer Synagoge sowie Kunsthalle Weißhaupt zum Münsterplatz vorzudringen. Das Stadthaus vor dem Münster vom Stararchitekt Richard Meier hat sich harmonisch in den Platz eingefügt.
Den höchsten Kirchturm der Welt mit 161 Meter getrauten wir uns nicht zu besteigen, die 768 Stufen waren uns doch zu beschwerlich. Ein Notarzteinsatz auf der Besucherplattform in 143 Meter Höhe wäre auch eine besondere Herausforderung gewesen. Dafür genossen wir die Innenräume des grandiosen Münsters, der größten Kirche der evangelischen Christenheit.
Im Anschluss statteten wir als besonderes Schmankerl dem Brotmuseum unseren Besuch ab. Schwerpunkt des Museums ist die Technik der Brotherstellung und der Hunger in der Welt. Bekannte Bilder berühmter Künstler sind ausgestellt, z.B. von Pablo Picasso, von Pieter Brueghel, Ernst Barlach, Marc Chagall, Max Beckmann, Käthe Kollwitz und vielen anderen mehr. Beeindruckend ist der Satz von Sokrates (469-390 v.Chr.): Als Staatsmann ist nur qualifiziert, wer sich auf die Frage des Weizens versteht.
Die Hungersnot 1816/1817 infolge des Vulkanausbruchs Tambora in Indonesien und das Überstehen dieser Hungersnot führte zur Gründung des Landwirtschaftlichen Hauptfestes in Cannstatt und schließlich zum heutigen Cannstatter Volksfest. Wer in Ulm verweilt, kommt nicht am Stadtwappen und deren Hintergrund Ulmer Spatz vorbei.

Beim Bau des Münsters haben die Handwerker einen Balken quer auf den Karren geladen, kamen so aber nicht durch das Stadttor und wollten schon das Stadttor abreißen, als ein Spatz durch das Tor flog, der den Zweig längs im Schnabel trug.
Da ging den Ulmern ein Licht auf und sie legten den Balken der Länge nach auf den Karren. Auch die tragische Geschichte vom Schneider von Ulm lässt einen nicht unberührt. Als Ulm 1810 zu Württemberg kam, sollte der Schneider von Ulm, mit dem bürgerlichen Namen Ludwig Berlinger, seine Flugkunst beweisen, die er zuvor an den Hängen von Ulm schon demonstriert hatte und sollte vor den Augen des Königs über die Donau fliegen. Mangels Auftrieb über der Donau ist Berlinger jedoch wie ein Stein in die Donau gestürzt und wurde zum Gespött der Leute, musste die Heimat verlassen und starb schließlich völlig ausgemergelt.
Zwischenzeitlich ist Berlinger rehabilitiert. In regel- mäßigen Abständen werden Preise zum Gedenken an den Mann ausgelobt, der als erster Gleitflieger in die Geschichte der Luftfahrt einging.
Welche Bewandtnis hat es nun mit den Ulmer Schachteln. Es waren Einwegboote, die im Mittelalter auf der Donau Waren bis zum Schwarzen Meer transportierten, Fluss aufwärts waren sie nicht im Einsatz.
Nach der Besichtung des Brotmuseums überkam uns langsam Hunger und Durst. In der Brauerei Ulmer Goldochsen kamen wir auf unsere Kosten, aber erst, nachdem wir uns das Essen und Trinken mit einer Besichtigung der Brauerei verdient hatten. Von dort ging mit genügender Bierschwere die Fahrt zurück nach Hechingen, wobei dem einen oder anderen nach dem gelungenen und von Petrus wohlwollend begleiteten Tag die Augen zufielen.